Der hier gebrannte Whiskey kostet pro Flasche zwischen 15 und 57 Euro. Die Schreibweise “Whiskey“ ist übrigens kein Rechtschreibfehler, sondern ein Markenzeichen des irischen Whiskys. Des weiteren unterscheidet er sich auch noch vom “Scotch“, also dem schottischen, durch einen dritten Brennvorgang. Neben einigen anderen Produktionsunterschieden ist dies die Ursache für seinen feineren Geschmack.
Für die verfrühte Rückfahrt aus Irland hat man uns eine ordentliche Aufzahlung abgenommen.
Wegen eines Schadens wurden wir auch noch, ohne es zu merken, auf ein anderes Fährschiff geleitet.
Und als wir dann in England weit nach Mitternacht mittels GPS den uns von der Anfahrt bekannten, nahen Übernachtungsplatz anfahren wollten, machte uns die angezeigte Entfernung von über 50 km stutzig.
Die restliche Hochsaisonzeit wollten wir im Cornwall, also im Südwesten Englands verbringen.
Doch abermals waren wir zu früh an der Fähre. Auf die Frage nach einem nicht vollen, früheren Schiff bot man uns einen Platz schon auf der nächsten Fähre um 12.30 Uhr an. Da ich aber nicht bereit war, schon wieder aufzuzahlen und noch dazu argumentierte, mit meiner Zahlung vor drei Monaten eigentlich bereits einen zinsenlosen Kredit gewährt zu haben, gab’s einen Termin um 24.30 Uhr - ohne Bestätigung der Buchungsänderung. Das könnte Komplikationen beim “Einchecken“ bedeuten!
Gelöst habe ich die Angelegenheit, indem ich den Spieß umgedrehte. Ich bin einfach ganz bis zum Schalter vor gefahren, so war die ganze Spur blockiert. Und jetzt musste das Abfertigungspersonal dieses Problem lösen. Und sie taten dies auch - die höflichen Briten blieben, trotz meiner scheinheiligen Fragen nach der Ursache der Verzögerung, ganz Gentleman.
Die vorgebuchte Rückfahrt war uns dann auch hinderlich, als wir auf Grund des Wetters Irland früher den Rücken kehren wollten. Überhaupt, ein Mobilfreund meinte in einem E-Mail: wie kann man nur so lange in Irland bleiben?
Aber wenn man sich nicht ganz intensiv für Ruinen und keltische Grabreste interessiert, so bieten wunderschöne Klippen und Bilderbuchstrände mit goldgelbem Sand, urige Pubs mit kühlem Guinness und “irish fidel“ Musik für einen längeren Aufenthalt einfach zu wenig!
Das Wetter: Man erzählte uns, es habe heuer im Juni 60 mal so viel geregnet, als sonst. Im Juli und August zeigte sich auch keine Besserung. Fahrradtouristen mit Sturzhelm, Anorak und kurzen Hosen, Familien mit Pullovern, Wollmütze und Strandutensilien am Weg vom Campingplatz zum Meer waren täglich gewohnter Anblick, denn kalt ist es ja durch den nahen Golfstrom kaum.
Die Sonne war nur zu sehen, wenn sich die einzige, über ganz Irland reichende, Wolke etwas verschoben hatte. Vergleichbar mit einer teilweise abgestrampelten Bettdecke.
Auf jeden Fall an die Gummistiefel denken, wenn man den Asphalt verlassen will! Viele Campingplätze haben ihre Stellplätze mit Rasensteinen befestigt. Und doch baten uns viele Platzbetreiber “please drive careful“, denn der gepflegte Rasen hat hier das selbe Statussymbol wie in England. Der einzige Vorteil, wir hatten keine großen Probleme mit den Mücken. Aber wehe, wenn sie da sind, kaum zu sehen, und doch ist im Nu jede ungeschützte Stelle auf der Haut mit Stichen übersät.
Die Straßen sind übrigens ein eigenes Kapitel, um nicht zu sagen, ein Problem. Sie sind fast immer sehr eng. Entweder einspurig mit Ausweichen oder durch Leitlinie und Metallknöpfe in zwei enge Fahrstreifen geteilt. Die Zweispurigen sind die unangenehmeren, da die Fahrstreifen für unsere Autos zu schmal sind und wir mit den rechten Reifen andauernd auf den großen, mehrere Zentimeter hohen Knöpfen rumpeln. Außerdem ist hier der Gegenverkehr schneller unterwegs. Erschwert wird das Ganze noch durch ruppigen Straßenbelag, Schlaglöcher und tiefe Wellen. Gleich unangenehm, wie unverständlich sind Natursteinmauern und meterhohes Gebüsch, welche ganz bis zum Asphaltrand reichen. Es gibt fast nirgends ein Straßenbankett! Jeder kann leicht nachfühlen, wie man empfindet, wenn mehrere dieser Faktoren zusammentreffen. Enge Straße hängt nach außen, Hecke mit harten Astenden (durch das Stutzen), ein Telefonmast, der sich zur Straße neigt und Gegenverkehr!
Apropos Gegenverkehr!! Oft standen uns die Haare zu Berge. Es kommen doch tatsächlich Autos ohne Fahrer daher. Dann sitzt nur der Beifahrer drin und kommt obendrein auch noch auf der linken Straßenseite entgegen. Manchmal war es so arg, daß man selbst gleich links blieb, um den Kolonnen von Geisterfahrern auszuweichen. Drive left! Drive left!!
Uns erschien die Bevölkerung der ganzen Insel ausgesprochen freundlich. Überall wurden wir fast wie alte Bekannte gegrüßt. Gleich mehrere erzählten uns, dass sie heuer schon in Österreich gewesen seien.
Es ist nicht ganz leicht, mit einem Iren außerhalb eines Pubs ins Gespräch zu kommen. In den meisten Dörfern bietet sich folgendes Bild: eine alte Frau überquert die Straße mit einer Milchkanne und weiter hinten ist noch ein Hund zu sehen.
Als Verkehrsteilnehmer sind sie sehr zuvorkommend. Fast wetteiferten sie untereinander, auf ihren Vorrang zu verzichten, um uns eine Ausfahrt oder das Umkehren zu ermöglichen. Sie scheinen eben alles leichter zu nehmen. Das sieht man auch beim Halten und Parken. Da steht dann ein Auto an ungünstigster Stelle, oder zwei erzählen sich etwas und versperren dabei beide Fahrspuren, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen.
Einige Kuriositäten aus Nordirland: Dort gibt es 5 Banken. Jede von ihnen druckt eigene, unterschiedlich aussehende Pfundnoten. Diese werden überall in Nordirland, aber auch in England anerkannt, auch wenn sie dort oft kritisch betrachtet werden.
Polizeistationen sind mit hohen Maschendrahtzäunen umgeben, wo sich obendrauf noch Stacheldrahtwicklungen befinden. Videoüberwachung in alle Richtungen ergänzt die Absicherung.
Viele Nordiren machen in der Republik Irland Urlaub, sicher wegen des Preisvorteiles. Bei ihnen beobachteten wir, daß die meisten ihre Wohnwägen auf Campingplätzen mit Klammern an den Rädern oder/und Deichselsperren und Wohnmobile sowie PKWs mit versperrbaren Lenkradbalken gegen Diebstahl gesichert hatten.
In Nordirland besuchten wir nur das Sehenswerteste und benutzten ausschließlich Campingplätze. Ein in Irland lebender Schwede warnte uns eindringlich, daß man uns auf Grund unserer Autokennzeichen als Katholiken einstufen würde und daß dies in manchen nordirischen Gegenden Grund genug für Übergriffe sein könnte.
Immer wieder erlebten wir, daß Besichtigungen nur in Kombination mit einer Führung möglich waren, und nur in englischer Sprache. Ein deutschsprachiges Faltblatt war die Ausnahme und kostete zusätzlich.
Beim Einkauf muß man die Erwartungen in Bezug auf Auswahl oft stark zurückschrauben. Speziell das Brot, welches meist mit Natron statt Germ gebacken wird, ist gewöhnungsbedürftig.
Für Meeresangler, speziell Spinnangler, die Information, daß die tieferen, fangversprechenden Stellen nicht immer leicht zu finden bzw. leicht zu erreichen sind. Ohne Boot sind oft weite Märsche in hohem, nassem Gras oder auf den Wegen des Weideviehs notwendig. Wie sich’s auf großen, mit Schlamm bedeckten Steinen mit Stiefeln und Angelausrüstung geht, kann man sich leicht vorstellen. Und dann mit der oft schweren Beute wieder zurück! Manchmal war ich unter dem Regenschutz so nass, als hätte ich gar keinen getragen. Auch die regionalen Zeitabweichungen von der Gezeitentabelle des Tidenhubkalenders sind bei einer Fahrt rund um die Insel zu berücksichtigen. Die Makrelen sind hier etwas kleiner, schmecken jedoch nicht so intensiv. Wenn es hier auch viele kampfstarke Pollaks vor der Küste gibt, so ist das Fischen doch mit Norwegen nicht vergleichbar!
Die meisten Campingfahrzeuge hier werden mit Butangasflaschen betrieben, natürlich haben sie wieder eigene Anschlußsysteme. In dem kleinen Städtchen Trallee, an der Nordküste der Dingle Halbinsel, fand Bernd (das war unser Begleiter mit Knaus-Mobil) eine 11 kg Propanflasche, bei der sogar der Anschluß zu unserer Norm paßte. Und im Nordwesten, in Ballina, gab es eine Gasfüllstation, welche auch unsere “Alugas“ Flaschen füllte. Vielleicht interessiert es jemanden am Rande: bei Dauerbetrieb reichte eine 11er Flasche über 3 Wochen, mit Kompressorkühlschrank über 7 Wochen (jeweils ohne Heizbetrieb – wir heizten nicht und unsere Begleiter taten dies mit einer Webasto Dieselheizung).
Wegweiser wollen in Irland gefunden und im Einklang mit Straßenkarten angewandt werden. Oft findet man sie erst, wenn man nach dem Umkehren aus der Gegenrichtung an die Kreuzung zurückkommt. Manchmal zeigt der Wegweiser auch nur, daß man hier abzweigen muß. In welche Richtung? - das ist selbst herauszufinden!
In Irland gibt es in der freien Natur eine Vielzahl von Blumen und blühenden Sträuchern, von denen wir die meisten nur aus Gärten oder Parks kennen. Überall, die mehrere Meter hohen, Fuchsien in verschiedenen Farben. Wer allerdings die Rhododendronblüte sehen will, sollte Anfang Juni hier sein.
Wohnmobilstellplätze oder Ver- und Entsorgungsstationen außerhalb von Campingplätzen sind hier unbekannt. In vielen Regionen sind Parkplätze überhaupt rar, und die seltenen sind mit einem Höhenbalken oft für uns gesperrt. Die Einheimischen erklärten, dies sei ein Schutz gegen “GIPSIES“ (Zigeuner). Nachdem wir aber so gut wie nirgends solche gesehen haben, bleibt doch der Verdacht, dass man damit uns Wohnmobilfahrer meint.
Auf alle Fälle dachten wir oft an den Passus “und meinen täglichen Stellplatz gib uns heute“ in unserem Gebet des Wohnmobilisten.
Bei der Anreise durch Südengland ließen wir uns die Navigations-CD für Großbritannien und Irland zu einem vorausgeplanten Campingplatz schicken. Wie sich später herausstellte, enthielt diese für Irland nur die Software über die Hauptverkehrsrouten.
In loser Reihenfolge will ich hier über Erfahrungen berichten, welche wohl nicht so leicht in einem Irland-Reiseführer zu finden sind.
Die Anreise mit dem Wohnmobil ist ja nur mittels Fähre möglich. Die Fahrpläne der einzelnen Linien geben Auskunft, wer von wo nach wohin, mit bis zu wie vielen Metern Fahrzeuglänge, mit oder ohne Haustiere, zu welchem Preis und wann fährt. Weil unsere Begleiter mit Hund reisten, haben wir uns für ein “land bridge ticket" entscheiden müssen. Von Frankreich nach England und weiter nach Irland (auf diese Weise kontrolliert England die Einhaltung sämtlicher Einreisebedingungen für mitgebrachte Haustiere). Hin und retour € 620.-- in der Vor- bzw. Nachsaison.
Wochenlang auf der grünen Insel